Osterbräuche in der Steiermark: Man soll die Feste feiern, wie schon immer

Österreich ist das Land des Brauchtums. Besonders in der Osterzeit lassen die Österreicher ihre Traditionen nur allzu gerne hochleben. In der Steiermark haben sich rund um die Osterfeiertage im Laufe der Zeit einige ganz spezielle Bräuche eingebürgert. Was es mit lodernden Blechbüchsen, leuchtenden Kreuzen und Erdäpfeln mit Spinat auf sich hat.

 

Kinder suchen am Karsamstag bunte Ostereier im Garten.
Bevor es am Karsamstag an die Eiersuche geht, tragen viele steirische Kinder das Weihfeuer von Haus zu Haus.

Weihfeuer tragen

Es qualmt und lodert und raucht. An einem Draht befestigt, schwingt ein kleines Mädchen eine rußige Blechbüchse hin und her. „Schaut’s, meine raucht scho richtig“, ruft sie begeistert, während ihre beiden Freunde mit einem alten Löffel in ihren mit Baumschwämmen gefüllten Dosen herumstochern. Nein, es handelt sich nicht um ein paar unartige Kinder, die heimlich mit dem Feuer spielen, sondern um einen uralten Osterbrauch, der bis heute vor allem in der Oststeiermark erhalten geblieben ist: das Weihfeuer tragen. Die Kinder stehen dafür am Karsamstag schon zeitig auf, um ihre mit Zunder gefüllten Dosen bei der Kirche mit gesegnetem Feuer zu entzünden. Sobald die Büchsen qualmen, laufen die Mädchen und Buben in Scharen von Haus zu Haus, hinter ihnen kann man nur mehr lange, graue Rauchschwaden erkennen. Sie überbringen mit dem Weihfeuer Segen in die Häuser und bekommen im Gegenzug Schokolade, Ostereier oder Taschengeld von den Bewohnern.

„So eilt von jedem Hause ein Bub‘ auf den Friedhof, nimmt ein brennendes oder glühendes Stück Holz vom Weihfeuer in eine Pfanne und läuft damit seinem Hofe zu. Sehr schlimm ist es, wenn ihm unterwegs das Feuer auslischt, dann stirbt im Laufe des Jahres Jemand in seinem Hause.“ Schon Peter Rosegger hat 1870 in „Ostern in Obersteier“ den alten Osterbrauch beschrieben. Demnach stammt er aus einer Zeit, in der es weder elektrische Herde noch Feuerzeuge gab und die Menschen ihr Herdfeuer nie ausgehen lassen durften. Nur einmal im Jahr, am Karfreitag, ließen sie es absichtlich verglühen. Die Hofjungen brachten dann am Karsamstag mit dem geweihten Feuer auch Glück und Segen in die Häuser. Mit dem Feuer aus dem Schwamm und dem alten Palmbesen vom Vorjahr kochte man das Geselchte für die Fleischweihe.

Palmkätzchen kündigen den Frühling an.
Palmkätzchen werden traditionell zu Sträuchen gebunden und am Palmsonntag zur Segnung in die Kirche getragen.

Kreuz hoaz’n in Eibiswald

Ein riesiges Kreuz, es muss um die zwanzig Meter hoch sein, ragt in der Dunkelheit den Himmel empor. Das metallene Gestänge ist mit unzähligen leuchtenden Glühbirnen bestückt und taucht die umliegenden Wiesen in ein warmes, dämmriges Licht. Ginge man in dieser hügeligen Gegend, in der sich Almen, Äcker und Weingarten vereinen, auf Entdeckungsreise, könnte man sicher Dutzende dieser leuchtenden Kreuze ausfindig machen. Nur hier, im südweststeirischen Eibiswald, ist das sogenannte „Kreuz hoaz’n“ schon lange eine österliche Tradition.

Feuer zu entzünden ist schon seit jeher ein Brauch, um der Freude über die Auferstehung Jesus‘ zu Ostern Ausdruck zu verleihen. Das herkömmliche Osterfeuer ist auch in vielen anderen Teilen Österreichs bekannt, allerdings wird es aufgrund der hohen Rauch- und Schadstoffentwicklung immer seltener. Wieso genau die Bewohner von Eibiswald anstelle von Stauden, Überbleibsel alter Christbäume und Weinreiben um 1935 damit anfingen, riesige, in der Wiese liegende Holzkreuze anzuzünden, kann man heute nicht mehr genau sagen. Aus den liegenden Kreuzen wurden im Laufe der Zeit jedenfalls stehende und mit der Erfindung der Elektrizität ersetzte man das Feuer durch Glühbirnen. Beginnend in der Nacht auf Karsamstag leuchten die Kreuze eine Woche lang jede Nacht. Heute können Gäste sogar Wanderungen zu den erleuchteten Kreuzen unternehmen und werden an manchen mit Musik und regionalen Köstlichkeiten verwöhnt.

Spinat mit Röstkartoffeln und Spiegelei ist der Gründonnerstagsklassiker auf den steirischen Tischen.
Spinat, Röstkartoffeln und Spiegelei sind die Gründonnerstagsklassiker auf den steirischen Tischen.

Grüne Speisen am Gründonnerstag

Spinat mit gerösteten Erdäpfeln und Spiegelei – das kann nur eines bedeuten: Gründonnerstag. Diese Speise findet man am Tag des letzten Abendmahls zumindest auf vielen Tischen steirischer Haushalte. Mittlerweile gehört sie fast schon zu den österlichen Traditionen wie das Fleischfasten am Karfreitag oder die Fleischweihe am Karsamstag. Wer allerdings denkt, dass das immer schon so war und man am Gründonnerstag grüne Speisen essen muss, liegt falsch. Der Name Gründonnerstag kommt nämlich nicht von der Farbe Grün, sondern vom althochdeutschen Begriff „grunen“. Das bedeutet so viel wie klagen oder weinen und soll das dreitägige Gedächtnis an das Leiden und Sterben Jesus‘ einläuten. An alle Spinathasser unter euch: Ihr könnt beruhigt aufatmen, der Spinat am Gründonnerstag ist kein Muss, sondern einfach eine eingebürgerte Tradition.

Laura Reibenschuh

Laura wäre gern Pippi, hat aber definitiv mehr von Annika. Nur die geflochtenen Zöpfe hat sie mit ihrer Kindheitsheldin gemein. Sie ist immer auf der Suche nach dem Neuen, beobachtet die Welt und übersetzt sie in Worte. Wenn sie nicht gerade durch ferne Länder reist, liegt sie wahrscheinlich in ihrer Hängematte im Garten und träumt vom nächsten Abenteuer. Oder spielt mit ihrer Katze Lotti.

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